Praxiswissen
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Kaufmann/Kauffrau im E-Commerce

Der neue Beruf Kaufmann/-frau im E-Commerce wird schwerpunktmäßig im Handel (Einzel- wie auch Großhandel) ausgebildet werden. Hierzu zählen sowohl die reinen Online-Händler als auch die Multichannel-Händler.Zwingend notwendige Voraussetzung für Handelsunternehmen: Waren müssen bereits online angeboten werden! Dies kann im eigenen Online-Shop, auf Online-Plattformen oder über Online-Marktplätze erfolgen.

E-Commerce Kaufmann/-frau im E-Commerce

Die Digitalisierung verändert den Einzelhandel und somit auch die Anforderungen an das Personal. Die etablierten kaufmännischen Ausbildungsberufe orientieren sich bisher stark an den Prozessen innerhalb der Wertschöpfungsstufen. Durch E-Commerce entstehen jedoch neue wertschöpfungsstufenüberschreitende Prozesse und Geschäftsmodelle mit eigenen Arbeitsweisen und Vorgängen. Für diese sind eigene, umfassende Ausbildungsinhalte notwendig, die im Ausbildungsberuf „Kaufmann/-frau im E-Commerce“ zusammengefasst sind. 

Seit August 2018 kann in diesem Beruf ausgebildet werden. Bereits im ersten Ausbildungsjahr 2018/2019 wurden bundesweit ca. 1.400 Ausbildungen begonnen, davon allein über 300 in Bayern. Auch im zweiten Jahr wird sich die Zahl der Auszubildenden in dieser Größenordnung bewegen.

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Eckpunkte des Ausbildungsberufes

BerufsbezeichnungKaufmann/-frau im E-Commerce
Ausbildungsdauer3 Jahre (36 Monate)
Schulische Voraussetzungvon Vorteil: Mittlerer Schulabschluss bzw. Abitur
Struktur der AusbildungMonoberuf, d.h. keine Spezialisierung, Fachrichtung oder Wahlqualifikation
Betriebliche AusbildungsinhalteMindestinhalte im Ausbildungsrahmenplan
Schulische Ausbildungsinhalte12 Lernfelder im Rahmenlehrplan
AbschlussprüfungGestreckte Prüfung (bestehend aus Teil 1 und Teil 2)

Anforderungen an den Ausbildungsbetrieb

Der Kaufmann/-frau im E-Commerce wird schwerpunktmäßig im Handel (Einzel- wie auch Großhandel) ausgebildet. Hierzu zählen sowohl die reinen Online-Händler als auch die Multichannel-Händler. Neben dem Handel kommen aber auch andere Branchen in Betracht wie z.B. die Tourismus-, Hotel- und Gastronomie-, Chemie- und Metallbranche sowie Banken, Versicherungen und Zeitungs- und Buchverlage.

Handelsunternehmen müssen folgende Voraussetzungen erfüllen:

  • Waren müssen bereits online angeboten werden! Dies kann im eigenen Online-Shop, auf Online-Plattformen oder über Online-Marktplätze erfolgen. 
  • Die in der Ausbildungsverordnung festgelegten Mindestinhalte der Ausbildung müssen im Unternehmen abgebildet werden können (siehe Ausbildung im Unternehmen).
  • Ein ausbildendes Unternehmen muss in Art und Einrichtung geeignet sein, d.h. über geeignete und entsprechend ausgestattete Büroräumlichkeiten verfügen und organisatorische Voraussetzungen erfüllen. 
  • Das Ausbildungspersonal im Unternehmen muss die erforderlichen fachlichen als auch persönlichen Kompetenzen besitzen. Die jeweils erforderlichen beruflichen Kenntnisse und Fertigkeiten des Ausbilders((GENDERNOTICE)) sind durch eine entsprechende fachliche Ausbildung oder eine sogenannte fachliche Zuerkennung nachzuweisen. 
  • Berufs- und arbeitspädagogische Kenntnisse sind durch eine spezielle Ausbildereignungsprüfung (s. HBE-Praxiswissen „Berechtigung zum Einstellen und Ausbilden“) nachzuweisen.

Schulische und persönliche Voraussetzungen des Auszubildenden

Grundsätzlich setzt die Ausbildung zum Kaufmann/-frau im E-Commerce keine bestimmte Schulbildung voraus und ist somit für Absolventen aller Schulformen offen. Aufgrund der Ausbildungsinhalte ist jedoch ein Mittlerer Schulabschluss bzw. Abitur von Vorteil. 

Besonderer Wert sollte bei der Auswahl der Auszubildenden auf die Begeisterungsfähigkeit für Online- und E-Commerce-Trends sowie für technische Innovationen gelegt werden. Aber auch die Freude am (Online-)-Verkaufen und Vermarkten sowie das Interesse an betriebswirtschaftlichen Zusammenhängen und das Verständnis für rechtliche Vorgaben sind wichtige Voraussetzungen. Zudem ist die Fähigkeit zur ausgeprägten Kommunikation (in Wort und Schrift) ebenso wichtig wie analytisches und logisches Denkvermögen, die Freude am Umgang mit Daten und Zahlen und Lust auf dynamische und projektorientierte Arbeitsweisen im E-Commerce. Außerdem muss dem Auszubildenden bewusst sein, dass der Hauptausbildungsplatz vor dem Computer sein wird. Ferner muss die Bereitschaft, sich berufsbezogenes Fachenglisch anzueignen, vorhanden sein.

Ausbildung im Unternehmen

Die Ausbildung innerhalb des Unternehmens orientiert sich am sogenannten Ausbildungsrahmenplan. Die Schwerpunkte der Ausbildung liegen in der Auswahl und der Nutzung von Online-Vertriebskanälen (Online-Shop, Online-Marktplatz etc.), der Bewirtschaftung des Vertriebskanals, des Online-Marketings sowie dem Erlernen der kaufmännischen Steuerung und Kontrolle. Kundenkommunikation, Vertragsanbahnung und die Abwicklung von abgeschlossenen Verträgen spielen ebenfalls eine große Rolle.

Berufsprofilgebende Berufsbildpositionen im Ausbildungsrahmenplan

Während der Ausbildung im Unternehmen müssen folgende berufsprofilgebende Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten vermittelt werden:

  • Auswahl und Einsatz des geeigneten Online-Vertriebskanals
  • Mitgestaltung und Bewirtschaftung des Online-Warensortiments Unterstützung der Beschaffung
  • Gestaltung der Vertragsanbahnung im Online-Vertrieb 
  • Abwicklung der Verträge aus dem Online-Vertrieb
  • Gestaltung der Kundenkommunikation
  • Entwicklung und Umsetzung des Online-Marketings
  • Anwendung der kaufmännischen Steuerung und Kontrolle

Vermittlung sog. integrativer Berufsbildpositionen während der gesamten Ausbildung

  • Berufsbildung sowie arbeits- und sozialrechtliche Vorschriften
  • Aufbau und Organisation des Ausbildungsbetriebes
  • Sicherheit und der Gesundheitsschutz bei der Arbeit
  • Umweltschutz
  • Bedeutung und Struktur des E-Commerce
  • Kommunikation (u.a. in englischer Sprache) und Kooperation
  • Projektorientierte Arbeitsweisen im E-Commerce

Umsetzungshilfe – Transfer der Ausbildungsordnung in die betriebliche Praxis

Das Bundesinstitut für Berufsbildung hat eine sog. Umsetzungshilfe für den Ausbildungsberuf „Kaufmann/-frau im E-Commerce“ erstellt, um Ausbildungsbetriebe in der reibungslosen Umsetzung der Ausbildungsordnung bzw. des Ausbildungsrahmenplans zu unterstützen. In der Umsetzungshilfe werden praktische Handlungshilfen zur Planung und Durchführung der betrieblichen und schulischen Ausbildung dargestellt und die einzelnen Bausteine des Ausbildungsrahmenplans ausführlich erläutert.

Die Broschüre steht zum kostenlosen Download zur Verfügung bzw. kann dort auch in einer gedruckten Version kostenpflichtig bestellt werden.

Schulische Ausbildung

  • Berufsschulstandorte nach Bezirk:

Oberbayern:  

  • Staatliches Berufliches Schulzentrum Neuburg a.d. Donau 
  • Staatliche Berufsschule Dachau, Nikolaus-Lehner-Schule

Niederbayern:

  • Staatliche Berufsschule Regen

Oberpfalz:

  • Staatliches Berufliches Schulzentrum Sulzbach-Rosenberg

Oberfranken:  

  • Staatliche Berufsschule Lichtenfels 

Mittelfranken:  

  • Ludwig-Erhard-Schule, Staatliche Berufsschule II Fürth 

Unterfranken:  

  • Staatliche Berufsschule Main-Spessart in Karlstadt 

Schwaben:  

  • Staatliche Berufsschule Lauingen (Donau)

Der Ausbildungsberuf Kaufmann/-frau im E-Commerce ist ein sog. Monoberuf, dies bedeutet: Es gibt in der Ausbildung keine Spezialisierung, Fachrichtung oder Wahlqualifikation.


Aufteilung der Lernfelder

 

Lernfelder

Zeitrichtwerte in Unterrichtsstunden


 

1. Jahr

2. Jahr

3. Jahr

1

Das Unternehmen präsentieren und die eigene Rolle mitgestalten

80



2

Online-Sortimente gestalten und die Beschaffung unterstützen

80



3

Verträge im Online-Vertrieb anbahnen und bearbeiten

120



4

Werbeströme erfassen, auswerten und beurteilen

40



5

Rückabwicklungsprozesse und Leistungsstörungen bearbeiten


40


6

Servicekommunikation kundenorientiert gestalten


60


7

Online-Marketing-Maßnahmen umsetzen und bewerten


120


8

Wertschöpfungsprozesse erfolgsorientiert steuern


60


9

Online-Vertriebskanäle auswählen



30

10

Online-Vertrieb kennzahlengestützt optimieren



60

11

Gesamtwirt. Einflüsse bei den unternehmerischen Entscheidungen berücksichtigen



120

12

Berufsbezogene Projekte durchführen und bewerten



60


Summe: 880 Stunden

320

280

280

Dokumentationspflichten

Pflicht des Ausbildenden: Erstellung eines Ausbildungsplans 

Der ausbildende Betrieb hat einen Ausbildungsplan zu erstellen, der sich am Ausbildungsrahmenplan orientiert und durch die Vermittlung sortimentsbezogener Kenntnisse ergänzt wird. Dieser Ausbildungsplan wird mit dem Berufsausbildungsvertrag bei der Industrie- und Handelskammer zur Eintragung eingereicht. 

Pflicht des Auszubildenden: Erstellung eines Ausbildungsnachweises (Berichtsheft/digital) 

Der Auszubildende hat ein Berichtsheft zu führen, das als Nachweis der Ausbildung dient. Das Führen des Berichtsheftes muss dem Auszubildende während der Ausbildungszeit ermöglicht werden. Der Ausbilder hat die ordnungsgemäße Führung durch regelmäßiges Abzeichnen des Berichtsheftes zu überwachen. Berichtshefte sind dem Auszubildenden kostenlos zur Verfügung zu stellen und sind im Schreibwarenhandel erhältlich. Zudem ist es möglich den Ausbildungsnachweis in elektronischer Form als „Onlineberichtsheft“ zu führen. Allerdings muss dieses i.d.R. dennoch ausgedruckt und vom Ausbildenden abgezeichnet in der mündlichen Prüfung vorgelegt werden. Es ist ratsam, sich bei der zuständigen IHK über die verschiedenen Möglichkeiten zu informieren, da es derzeit noch keine einheitliche Regelung gibt.

Prüfungen

Die Abschlussprüfung für die Kaufleute im E-Commerce erfolgt als sogenannte gestreckte Abschlussprüfung, d.h. bereits nach ca. 18 Monaten werden in „Teil 1 der Abschlussprüfung“ die Ausbildungsinhalte der ersten 15 Monate abschließend geprüft. Dieses Ergebnis wird prozentual gewichtet und zum Ergebnis aus „Teil 2 der Abschlussprüfung“, der ebenfalls prozentual gewichtet wird, hinzuaddiert.

Gewichtung der Prüfungsergebnisse

Teil 1
Sortimentsbewirtschaftung und Vertragsanbahnung (schriftlich)25 Prozent
Teil 2
Geschäftsprozesse im E-Commerce (schriftlich)30 Prozent
Kundenkommunikation im E-Commerce (schriftlich)15 Prozent
Wirtschafts- und Sozialkunde (schriftlich)10 Prozent
Fachgespräch zu projektbezogenen Prozessen im E-Commerce (mündlich)20 Prozent

Beschäftigungsmöglichkeiten ausgebildeter Fachkräfte

Nach einer erfolgreichen Ausbildung können Kaufleute im E-Commerce zum einen in allen Wirtschaftsunternehmen arbeiten, die Waren und Dienstleistungen über das Internet anbieten und vertreiben. Zum anderen können sie Unternehmen beim Aufbau einer E-CommerceStrategie unterstützen.

Fortbildungsmöglichkeiten

Fachwirt/-in im E-Commerce 

Die Handlungsbereiche der neuen Fortbildung Fachwirt/-in im E-Commerce reichen vom Entwickeln von Strategien für den E-Commerce, dem Gestalten von Prozessen im E-Commerce über die Analyse und Weiterentwicklung von Prozessen im E-Commerce bis hin zur Sicherstellung der Kommunikation und der Zusammenarbeit mit internen und externen Partnern. Sie wird, wie beispielsweise die Fortbildung zum Handelsfachwirt, der Niveau-Stufe sechs des Deutschen Qualifikationsrahmens (DQR) zugeordnet werden und damit einem Bachelorabschluss gleichwertig sein. Seit Herbst 2020 biete die Akademie Handel, die Bildungseinrichtung des Handelsverbandes Bayern, diese Fortbildung im Rahmen des Abiturientenprogramms an. Dabei erfolgt die Ausbildung zum Kaufmann/Kauffrau im E-Commerce und die Absolvierung der Aufstiegsfortbildung zum Fachwirt/zur Fachwirtin für E-Commerce innerhalb von 34 Monaten. Es ist auch möglich, während dieser Zeit den Ausbildereignungsschein zu erwerben. Die Qualifizierung zur Führungskraft im Handel erfolgt somit innerhalb kürzester Zeit. Informationen unter: Arbiturentenprogramme für Firmen auf akademie-handel.de

Als weitere anschlussfähige Aufstiegsfortbildungen sind die Fortbildungen Handelsfachwirt/- in, Fachwirt/-in für Vertrieb, Tourismusfachwirt/-in, Fachwirt/-in für Marketing sowie Betriebswirt/-in möglich.

Duales Verbundstudium

Seit September 2019 bieten zehn bayerische Hochschulen die Möglichkeit, ein Bachelorstudium in den Bereichen Betriebswirtschaft, Digital Business oder Handelsmanagement mit einer Ausbildung zum Kaufmann/-frau im E-Commerce zu verbinden. Hierzu wurden gesonderte Berufsschulklassen in Lichtenfels und Neuburg a.d. Donau eingerichtet. Weitere Informationen unter www.hochschule-dual.de

Ihre Ansprechpartner zu diesem Thema

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Simone Streller
Geschäftsführerin
Themen: E-Commerce Kaufmann/-frau im E-Commerce
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