Der Wettbewerb zwischen den gewachsenen Innenstädten, den Stadtteilzentren, dem großflächigen Einzelhandel auf der grünen Wiese und
dem virtuellen Standort Internet wächst und verschärft sich zunehmend.
Diese Konkurrenz erfordert, dass der innerstädtische Einzelhandel und
weitere Branchen, die bevorzugt zentrale Standorte besetzen, Initiativen
zur Standortsicherung ergreifen und gemeinsam aktiv werden. Gerade
in unserer hochmobilen Gesellschaft, in der es für den größten Teil der
Bevölkerung möglich ist, viele verschiedene Orte zum Einkaufen, Kultur
und Freizeit zu erreichen, muss der gemeinsame Standort Innenstadt
gestärkt und deutlicher in das Bewusstsein der Bevölkerung gerückt
werden.
Aktive Werbegemeinschaften können hierzu beitragen. Notwendig ist
die Erkenntnis und das Bewusstsein, dass es nicht mehr ausreicht, nur
das eigene Unternehmen zu profilieren und werblich in den Vordergrund
zu stellen. Es bedarf vielmehr gemeinsamer Anstrengungen, um den
gemeinsamen Standort aufzuwerten und zu stärken.
Der Einzelhandel wird vielfach nicht als homogene Gruppe mit gleichgerichteten Zielen betrachtet. Dies erschwert eine optimale politische Einflussnahme. Die Werbegemeinschaft
muss erreichen, dass sich der gesamte Einzelhandel durch diese vertreten fühlt. Zugleich
sollte sie auch für Selbständige wie Rechtsanwälte((GENDERNOTICE)), Ärzte, Gastronomen und Dienstleistungsbetriebe offen sein. Um die Leistungsfähigkeit des Einzelhandels und anderer Branchen an
einem Standort erfolgreich zu vermarkten, müssen vor allem dessen charakteristische Merkmale herausgearbeitet und als eine „Marke“ präsentiert werden.
Wie geht es weiter nach der Gründung?
- Pressekontakt
Die wichtigsten Partner bei der Gemeinschaftswerbung sind die Medien. Ohne ihre Unterstützung, ohne die Ankündigung von Veranstaltungen und Aktionen und ohne die abschließende Berichterstattung ist kein Erfolg zu erzielen. Medienvertreter sollten deshalb zu allen
Veranstaltungen eingeladen werden. In vielen Werbegemeinschaften hat beispielsweise der
Schriftführer gleichzeitig die Aufgabe, den Kontakt zu den Medien zu halten und diese mit
aktuellen Informationen zu versorgen. - Unterstützung durch den HBE
Der Handelsverband Bayern bietet als besonderen Service als Plattform zum Erfahrungsaustausch die Jahrestagung für Werbegemeinschaften und Stadtmarketingorganisationen an.
Neben Fachvorträgen steht der Austausch von Ideen und der Bericht über geplante bzw.
durchgeführte Aktionen im Mittelpunkt.
Zwischen den Tagungen informiert der HBE-Newsletter „Stadtmarketing Aktuell“ über interessante Themen und Veranstaltungen. Der HBE hält außerdem einen Ideenpool für Aktionen aller Art bereit, der ständig aktualisiert wird.
Der Erfolg von Gemeinschaftsaktionen kann keinesfalls unmittelbar an der „Ladenkasse“ abgelesen werden. Gemeinschaftswerbung ist eine mittel- und langfristige Imagewerbung für
die Leistung des gesamten Einzelhandels und der in der Werbegemeinschaft und Stadtmarketingorganisationen beteiligten Dienstleistungsbetriebe. Oberstes Ziel ist Profilierung des
gemeinsamen Standortes gegenüber Konkurrenzstandorten. Erfolglosigkeit einer Werbegemeinschaft ist nicht kurzfristig am eigenen Umsatz abzulesen, sondern eher an der mangelnden Mitarbeit der Mitglieder oder einer anhaltenden Finanzschwäche.
Verschiedene Maßnahmen unterstützen den Erfolg einer Werbegemeinschaft:
- Entwicklung eines Logos, einer Dachmarke mit einem hohen Wiedererkennungswert unter der die Betriebe eines Standortes gemeinsam auftreten. Die Werbegemeinschaft
sollte sich ein Markenzeichen oder Logo mit einem einprägsamen Slogan schaffen.
Grundsätzlich geeignet sind positiv besetzte Namen wie zum Beispiel „Wir in (Ortsname)
- Aktiv“.
- Durch einen gemeinsamen Internet-Auftritt kann die Werbegemeinschaft über die zahlreichen Einkaufsmöglichkeiten vor Ort informieren. Die Internetseite sollte z.B. Informationen über die Öffnungszeiten der einzelnen Mitgliedsbetriebe, die Kontaktdaten, Anfahrtsskizzen und Parkmöglichkeiten bzw. Erreichbarkeit mit dem ÖPNV sowie Schlagwörter zum Sortiment enthalten. Um immer wieder Anreize zum Besuch der Homepage
zu generieren, sollten auch Veranstaltungen der Kommune, Vereinsnachrichten, Mittagstisch der Gastronomie etc. dort zu finden sein.
- Informationen über geeignete Online-Plattformen bietet die umfangreiche Website gemeinsam.online, die mit Unterstützung des HBE entwickelt wurde. Die Informationen bieten Hilfestellung rund um das Thema. Für „Neulinge“ sind insbesondere die Entscheidungshilfen bei der Auswahl einer individuell passenden Plattform zu nennen. Für bereits
„Aktive“ stehen die Vergleichsmöglichkeiten zur Leistungsfähigkeit und Anregungen zur
erfolgversprechenden Weiterentwicklung der eigenen Plattform im Vordergrund.
- Nutzung möglichst aller Werbeträger. Je nach Finanzkraft der Werbegemeinschaft können beispielsweise Einkaufstragetaschen, Schirme oder sonstige Werbeträger mit dem
Emblem oder dem Slogan der Werbegemeinschaft bedruckt und ausgegeben werden.
- Durchführung gemeinsamer Aktionen und größeren Veranstaltungen, zu denen einzelne
Betriebe nicht in der Lage wären. Die Aktionen und Veranstaltungen sollten nicht nur die
Frequenz am Standort erhöhen, sondern durch geeignete Maßnahmen auch Kunden direkt in die Geschäfte bringen. Die HBE-Studie, „Gemeinschaftsaktionen, die wirken“ stellt
verschiedene Aktionen der lokalen Einzelhändler und deren Wirksamkeit vor. Download
unter www.hv-bayern.de/leistungen/studien-umfragen
- Betonung des Einkaufserlebnisses, zu dem das authentische und individuelle Stadtbild
mit einem charakteristischen, kleinteiligen Nutzungsbild, der Branchenmix sowie die typische Mischung von Handel, Kultur und Wohnen beitragen. Die Eigenarten des Stadtkerns bilden so die unverwechselbare Atmosphäre für ein Einkaufserlebnis und bieten
die Möglichkeit sich vom standardisierten, normierten Ambiente der Einkaufszentren, die
den Kunden ebenfalls Vielfalt, Service und Erreichbarkeit bieten, abzugrenzen.
- Sicherheit und Sauberkeit, die in den Einkaufszentren vom Centermanagement gewährleistet werden, müssen bei gewachsenen Standorten mehr Bedeutung beigemessen
werden. Das gemeinsame Auftreten hat im Kontakt mit Polizei und dem Ordnungsamt
stärkeres Gewicht als einzelne Stimmen.
- Dienst am Kunden durch attraktive Angebote (z.B. einheitliche und dadurch übersichtliche Öffnungszeiten, Lieferservice, Erstattung von Fahrkarten) zu den neuen Markenzeichen des Standorts machen. Konzentration auf die Stärken der Mitgliedsfirmen und Hervorheben des Service der Fachgeschäfte. Dem Kunden sollte das Gefühl vermittelt werden, dass gerade dort mehr für ihn getan wird. Gemeinschaftswerbung muss auf das
hohe Niveau der Fachgeschäfte im Hinblick auf die breite Angebotspalette und den Service abstellen.
- Parkgemeinschaften fördern die Erreichbarkeit mit dem Individualverkehr, in dem sie die
Parkgebühren, aber auch Fahrscheine des öffentlichen Nahverkehrs teilweise oder vollständig erstatten und dies durch einheitliche Aufkleber am Geschäft bekannt machen.
- Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung. Da für die meisten Aktionen auf öffentlichen
Straßen und Plätzen eine gute Kooperation mit der Stadtverwaltung unentbehrlich ist,
sollte diese möglichst als Mitglied gewonnen werden. Die Verwaltung unterstützt häufig
die Arbeit der Werbegemeinschaft, indem sie ganz oder teilweise die Kosten der Weihnachtsbeleuchtung wie zum Beispiel die Stromkosten, die Kosten für Anschaffung, Montage, Wartung und Lagerung übernimmt.
- Engagement in Fragen der Stadtentwicklung im Sinne einer Gemeinschaftsaufgabe, an
der sich Kommunalpolitik, Verwaltung, Bürgerschaft und Einzelhandel gleichermaßen
beteiligen. Zum Beispiel kann sich die Werbegemeinschaft in der Verkehrsplanung besser für ihre Ziele wie Gewährleistung der Erreichbarkeit der Innenstadt für Individualverkehr und den ÖPNV, die Schaffung von zusätzlichen Kundenparkplätzen, die Einrichtung
von Fußgängerzonen, die Sanierungsmaßnahmen und Fassadenerneuerungen einsetzen.
Themen: City- und Stadtmarketing