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Seniorenmarketing

Senioren sitzen auf ihrem Geld, probieren nichts Neues und sind deshalb für den Handel uninteressant? - Im Gegenteil: Senioren gehen gerne einkaufen, verfügen über eine hohe Kaufkraft und stehen neuen Produkten aufgeschlossen gegenüber.

Standort und Verkehr City- und Stadtmarketing Fach- & Sonderthemen

1. Weshalb sind Senioren für den Handel interessant?

Senioren((GENDERNOTICE)) sitzen auf ihrem Geld, probieren nichts Neues und sind deshalb für den Handel uninteressant? - Im Gegenteil: Senioren gehen gerne einkaufen, verfügen über eine hohe Kaufkraft und stehen neuen Produkten aufgeschlossen gegenüber. Für den Einzelhandel gilt es daher vor dem Hintergrund der zu erwartenden Bevölkerungsentwicklung dieses Potenzial zu nutzen und Teile dieser Kaufkraft stärker als bisher an sich zu ziehen. Was kennzeichnet also diese Kundengruppe und wie kann sich der Einzelhandel darauf einstellen?

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2. Welche Änderungen in der Altersstruktur der Kunden sind zu erwarten?

Die Ergebnisse der neuen Vorausberechnung 2019 bis 2039 zeigen, dass die unterschiedlichen regionalen Entwicklungspfade den Freistaat auch weiterhin prägen. 

So wird Bayern nach den aktuellen Vorausberechnungsergebnissen zwar in 20 Jahren 13,55 Millionen Einwohner zählen, was einem Plus von 3,2 % entspricht (+424 000 Personen). Regional werden sich die Bevölkerungszahlen jedoch unterschiedlich entwickeln: Die Bevölkerungszunahme Gesamtbayerns wird vor allem vom südbayerischen Raum und der Region Nürnberg getragen, während der Norden und der Osten des Freistaats bis 2039 mit einer stabilen bis moderat rückläufigen Bevölkerungsentwicklung rechnen können.

Diese und weitere zentrale Ergebnisse der regionalisierten Bevölkerungsvorausberechnung sind nachfolgend abrufbar. Informationen über die Entwicklung in den einzelnen Gemeinden in Bayern finden Sie auf der Homepage des Bayerischen Landesamtes für Statistik und Datenverarbeitung unter folgendem Link www.statistik.bayern.de

Deutliche Zuwächse wird es dagegen in der Altersgruppe der 65 Jahre und Älteren geben, weil in den kommenden Jahren stark besetzte Jahrgänge in die Altersgruppe 65 plus übergehen werden. Der Anteil der 60 bis 74-jährigen Bevölkerung wird bis 2038 bei rd. 20,9 % liegen, der Anteil der 75-Jährigen und Älteren auf 34,4 % ansteigen.

3. Senioren - (K)eine homogene Gruppe?

Je älter die deutsche Bevölkerung wird, desto weniger kann man pauschal von den „Rentnern“ oder den „Alten“ sprechen. Mit steigender Lebenserwartung nehmen auch die Unterschiede zu: Einerseits die „jungen“ Senioren, die nach dem Ausscheiden aus dem Berufsleben Zeit und Muße für ein aktives Privatleben finden, andererseits die wirklich Alten, deren Gesundheit stark eingeschränkt ist. Dazwischen liegt ein breites Spektrum alterstypischer Bedürfnisse und Probleme.

4. Über welches Kaufkraftpotenzial verfügen Senioren?

Nach der Studie „Wirtschaftsmotor Alter“ sind bereits heute die über 50-Jährigen in vielen Gütergruppen (z.B. Nahrungsmittel, Bekleidung, Reisen) für annähernd 50 % der Konsumausgaben verantwortlich. Der Einfluss der älteren Bevölkerung wird weiter steigen. Man kann die Verschiebung der Altersstruktur an der Konsumentwicklung deutlich ablesen. Die über 50-Jährigen werden 2035 58 % der Gesamtausgaben tätigen, während die unter 50-Jährigen nur noch auf 42 % kommen. Die über 50-Jährigen („Baby-Boomer“) sind die Zielgruppe der Zukunft und innerhalb dieser Gruppe haben besonders die über 65-Jährigen ein hohes Wachstumspotenzial als Konsumentengruppe. Ihr Anteil am Gesamtkonsum steigt auf rd. 26 %. Dabei weisen die Hochbetagten (über 75-Jährigen) bis 2035 den höchsten Anstieg des Anteils am Gesamtkonsum auf.

5. Was erwarten ältere Kunden vom Einzelhandel?

Da gerade in der älteren Bevölkerung die Ein-Personen-Haushalte zunehmen, wird das (fast) tägliche Einkaufen mit der Teilnahme am sozialen Leben gleichgesetzt und der regelmäßige Einkauf wird zum strukturierenden Element im Tagesablauf. Besonders wichtig ist die richtige Ansprache der Kunden, denn die Ansprüche der älteren Verbraucher an Beratung und persönliche Ansprache sind hoch: Senioren lassen sich gerne beraten, sie wollen die Sicherheit, dass sie das Richtige kaufen und sie wollen ihnen bekannte Werbeaussagen bestätigt wissen. Beratung und persönliche Ansprache sind grundsätzlich auch über das reine Verkaufsgespräch hinaus gefragt als Betonung der sozialen und kommunikativen Komponente des Einkaufens. 

Untersuchungen haben ergeben, dass die Freundlichkeit des Verkaufspersonals für ältere Konsumenten wichtiger ist als Fachkompetenz oder der Preis. Nach Branchen befragt, fühlen sich die Senioren besonders freundlich behandelt in Apotheken und Bäckereien. Wenn andere Branchen weniger gut abschneiden, bedeutet dies nach Meinung der Forscher aber nicht automatisch, dass ältere Kunden dort von den Mitarbeitern unfreundlich behandelt werden. Es ist anzunehmen, dass die befragten Kunden unter dem Titel „Freundlichkeit“ nicht nur das Verhalten der Verkaufsmitarbeiter bewerten, sondern generell das eigene Wohlbefinden in den verschiedenen Unternehmen meinen. Dafür spielen dann aber auch andere Faktoren eine Rolle. In Apotheken und Bäckereien wird zumeist persönlich bedient - ältere Menschen scheinen dies in besonderem Maße zu begrüßen und als „freundlich“ zu empfinden. 

Wie Befragungen der Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen von mehreren tausend Kunden im Lebensmitteleinzelhandel ergeben haben, werden dort folgende Faktoren am meisten vermisst: zu wenige Mitarbeiter, fehlende Kundentoilette, schwer zu lenkende Einkaufswagen, zu wenig Platz an der Kasse beim Einpacken, zu hohe Regale, fehlende Sitzplätze, Preisauszeichnung zu klein, zu schmale Gänge oder Kassenbereiche, zu tiefe Regaltiefe, ungenügende Beleuchtung.

6. Sind Senioren markentreu?

Ein großer Teil der Einkäufe sind für Senioren Ersatzbeschaffungen. Bei der Produktauswahl stehen Hochwertigkeit, Funktionalität und Sicherheit im Mittelpunkt. Aufgrund positiver Erfahrungen mit einer bestimmten Marke bleibt man dieser häufig treu. Bisher wurde angenommen, dass Lebensalter und Markentreue positiv korrelieren und dass mit zunehmendem Alter Abwechslungsbedürfnis und impulsive Handlungen beim täglichen Einkauf zurückgehen. Untersuchungen des GfK-Prisma Instituts in Nürnberg haben jedoch ergeben, dass erst bei den über 75-Jährigen von einer signifikanten Zunahme der Markentreue gesprochen werden kann. Ältere Konsumenten zeichnen sich insbesondere durch Qualitätsbewusstsein aus. Senioren sind bereit für die gewünschte, oftmals „Made in Germany“- Qualität einen höheren Preis zu zahlen. Dennoch beachten sie auch Sonderangebote und stellen Preisvergleiche an.

7. Gehen Senioren auch Online?

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes lag 2019 der Anteil der 65-Jährigen und Älteren, die täglich bzw. fast täglich das Internet nutzen bei 70 %. Die „Internet-Senioren“ kaufen im Internet, buchen Reisen und verbringen zunehmend Freizeit im Internet, vermehrt auch in Web 2.0-Communities wie www.platinnetz.de oder www.feierabend.de. Auch wenn die Silver Surfer weniger die sozialen Medien wie Facebook oder Empfehlungsfunktionen nutzen, so zeigen sie eine deutlich höhere Weiterempfehlungsbereitschaft auf.

8. Zertifizierung „Generationenfreundliches Einkaufen“

Für das Qualitätszeichen „Generationenfreundliches Einkaufen“, das vom Handelsverband Bayern vergeben wird, können Sie Ihr Geschäft testen und zertifizieren lassen. Denn der alltägliche Einkauf sollte für alle Kundinnen und Kunden ohne Barrieren möglich sein. Ganz gleich, ob für Eltern mit Kinderwagen, Menschen im Rollstuhl oder Seniorinnen und Senioren. 

Diese Auszeichnung sichert Ihnen einen Wettbewerbsvorteil im Markt und steigert die Zufriedenheit Ihrer Kundinnen und Kunden. Die Zertifizierung wird von uns, Ihrem HBE, organisiert und von geschulten Testerinnen und Testern durchgeführt. Sobald Ihre Anmeldung vorliegt, werden wir uns mit Ihnen in Verbindung setzen und den Zeitraum bekanntgeben, in dem die Prüfer in Ihr Geschäft kommen werden. Investieren Sie in Generationenfreundlichkeit und zeigen Sie, dass in Ihrem Geschäft alle Altersgruppen „ausgezeichnet“ einkaufen können. Sollten Sie noch weitere Fragen haben, dann besuchen Sie einfach unsere Internetseite hvbayern.de, generationenfreundliches-einkaufen.de oder rufen Sie uns an: 089 55118-0.

9. Tipps für Ihre Ladengestaltung

Generell stehen Einzelhändler, die ihr Geschäft seniorengerecht einrichten wollen, vor einem Konflikt. Die Ladengestaltung und die Warenpräsentation sollen den Bedürfnissen der älteren Generation entgegenkommen, gleichzeitig aber kein reiner „Seniorenladen“ sein. Ältere Kunden wollen nicht das Gefühl haben, „anders“, nicht „up to date“ zu sein. Sie wollen nicht den Eindruck gewinnen, es werde eigens für sie produziert oder gestaltet. Wohlfühlen - ohne im Einzelnen zu wissen, warum - genügt und verspricht mehr Erfolg.

Hilfreiche Unterstützung finden Sie in unserem Handbuch für den stationären Einzelhandel, das Sie hier downloaden können. 

Auch wenn eine deutliche Ausrichtung auf Senioren problematisch ist, so gibt es doch eine Fülle kleinerer Schritte, die dazu beitragen können, die Akzeptanz der Einzelhandelsgeschäfte bei älteren Verbrauchern zu erhöhen. Der erfreuliche Nebeneffekt: Die dabei gewonnenen Perspektiven und Impulse nützen nicht nur älteren, sondern allen Kunden. Profitieren Sie also von der Lupenfunktion älterer Kunden. Wo diese auf Probleme stoßen, haben auch jüngere Kunden oft Schwierigkeiten.

Im Einzelnen:
  • Freundlichkeit
    Ein entscheidender Faktor für den Erfolg sind freundliche Mitarbeiter: Ältere Kunden wollen in erster Linie freundlich, höflich, zuvorkommend und mit großer Aufmerksamkeit behandelt werden. Unsere Akademie Handel hilft Ihnen dabei, Ihre Mitarbeiter in Sachen Freundlichkeit und Aufmerksamkeit zu trainieren: Tel.: 089 55145-0, www.akademie-handel.de
  • Begleitung durch den Laden
    Auf Wunsch kann eine Mitarbeiterin bzw. ein Mitarbeiter den älteren Kunden während des gesamten Einkaufs durch das Geschäft, insbesondere wenn mehrere Abteilungen aufgesucht werden, begleiten und mit Rat und Tat zur Verfügung stehen. 
  • Zugangshindernisse
    Gläserne Automatiktüren im Eingangsbereich, die schlecht zu sehen sind und schnell schließen, erfordern sowohl von Älteren als auch von Eltern mit Kinderwagen Sprinterqualitäten. 
  • Ladenkonzeption
    Analysieren Sie hier die Stärken und Schwächen - auch im Vergleich zum Wettbewerber. Prüfkriterien sind zum Beispiel: leichte Orientierung, Bequemlichkeit, Erkennbarkeit und Verständlichkeit der Kundeninformation, Vermeidung von Stressbelastung durch schlechte Ladeneinrichtung. Verbessern Sie die Übersichtlichkeit der Geschäftsräume und die Orientierung. Mit jedem Lebensjahr verschlechtert sich die Tiefenwahrnehmung. Große und schlecht strukturierte Räume empfinden ältere Kunden als Zumutung. Lassen Sie sich also vom Grundsatz leiten: Je selbständiger sich Ihre Kunden im Laden oder mit Produkten zurechtfinden, desto größer ist die Kaufbereitschaft. 
  • Warenpräsentation
    Das Blickfeld eines Menschen ist auf einen begrenzten Bereich beschränkt („Blickwinkelgesetz“). Diese Fokussierung ist bei der nachlassenden Schnelligkeit und Beweglichkeit älterer Menschen stärker ausgeprägt. Dies gilt es insbesondere bei der Größe und Lesbarkeit der Preisschilder zu beachten. Ob Displays, Wegweiser oder Preisschilder am Regal und an der Ware - sie müssen gut lesbar sein. Daher sollten große Schriften verwendet und auf eine übersichtliche Gestaltung Wert gelegt werden. 
  • Verpackung
    Bei der Sortimentsgestaltung sollte unter anderem auf gut handhabbare Verpackungen geachtet werden. Neben einfachen Öffnungs- und Schließmechanismen spielt eine gut lesbare und verständliche Beschriftung ebenfalls eine große Rolle.
  • Beleuchtung
    Ein auf die Ladengestaltung ausgerichtetes Beleuchtungskonzept sollte Blendungen ebenso ausschließen wie starke Hell-Dunkel-Kontraste. Um eine starke Blendung zu vermeiden sollten keine spiegelnden oder reflektierenden Oberflächen angestrahlt werden. Um die gegensätzlichen Anforderungen unter einen Hut zu bekommen raten Experten: Einerseits viel Licht auf den Beratungsinseln, Displays und Informationstafeln zu setzen, andererseits absolute Blendfreiheit zu gewährleisten. Zwischen 300 und 500 Lux pro Quadratmeter sollte die allgemeine Ladenbeleuchtung stark sein. Die Waren allerdings sollten durchaus pointiert angestrahlt werden. 
  • Fußbodengestaltung
    Hierauf sollte ein besonderes Augenmerk gelegt werden. Nichtglänzende, matte Flächen erhöhen die subjektive und objektive Sicherheit; glänzende Flächen wecken die Angst, auszurutschen. Deshalb sollte der Belag nicht dunkel oder stark gemustert sein, weil dadurch der Tritt unsicher wird. Auch sollte der Bodenbelag im Eingangsbereich vor dem Geschäft der gleiche sein wie im Geschäft, weil dadurch die Barrierewirkung gesenkt wird. 
  • Umkleidekabinen
    Die Kabinen sollten großzügig geschnitten sein. Unerlässlich sind Spiegel, Ablageflächen und ausreichend viele Haken in der Kabine. Ideal: eine Sitzgelegenheit. Immer häufiger anzutreffen, sind auch Klingeln, damit Verkaufspersonal gerufen werden kann. 
  • Sitzgelegenheit
    Nicht nur in der Umkleidekabine, sondern auch im Verkaufsraum sollten Sitzgelegenheiten vorhanden sein. Allerdings keine weichen, tiefen Polstersessel, sondern stabile Stühle mit Rückenlehne, die das Setzen und Aufstehen erleichtern. 
  • Kundentoilette
    Die Einrichtung einer Kundentoilette stellt ein wichtiges Serviceangebot dar. 
  • Werbung
    Glorifizieren Sie nicht „das schöne Leben im Ruhestand“: Ihre Kunden wissen, dass es auch anders sein kann. 

Für weitere Informationen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung. Ihre Ansprechpartner in den HBE-Bezirksgeschäftsstellen finden Sie unter www.hv-bayern.de

Ihre Ansprechpartner zu diesem Thema

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Simone Streller
Geschäftsführerin
Themen: Standort und Verkehr City- und Stadtmarketing Fach- & Sonderthemen
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